Gegründet am 7.2.1902 aus einer vorhandenen Pflichtfeuerwehr.
Feuerwehrhaus wohl Anfang 19. Jahrhundert, Neubau 1911.
Wehrführer | Stellvertreter | |
1902 | Heinrich Hahne | Heinrich Kothe |
1904 | Ernst Hartmann | Carl Schiefer |
1921 | Ernst Hartmann | Josef Dierker |
1932 | Josef Dierker | Otto Kelch |
1934 | Otto Kelch | Hermann Lange |
Robert Rodewald | ||
1951 | Franz Isensee | |
1965 | Heinrich Hille | Heinrich Hänies |
1975 | Adolf Müller | Werner Köhler |
1989 | Peter Müller | Werner Köhler |
1996 | Peter Müller | Eckhart Spörr |
2001 | Frank Donatz | Eckhart Spörr |
2008 | Frank Donatz | Daniel Matysiok |
Im alten Protokollbuch der Gemeinde ist unter dem 7. Februar 1902 verzeichnet:
„Zum Zwecke der Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr war die heutige Versammlung auf ortsübliche Weise anberaumt es wurde als Hauptmann der Halbmeier Heinrich Hahne per Aclamation gewählt.“
Am 20. Februar findet einer Korpsversammlung statt, in der diese Wahl bestätigt wird. Ferner werden die Statuen angenommen, die Zugführer sowie ein Ehrengericht gewählt und der Monatsbeitrag mit „10 Pfg. a Mann“ festgelegt werden. Dabei wird festgestellt, dass die Gemeinde die Kosten für Ausrüstung und Uniformierung trägt. Im Dezember „auf dem Heinrich Hahneschen Grundstück“, wobei Hahne sich bereit erklärt, das Grundstück “gratis hergeben zu wollen“.
Vermutlich gibt es in Wirringen zu diesem Zeitpunkt bereits eine Pflichtfeuerwehr. Der Gemeindebeschluss sagt nämlich nichts über die Anschaffung einer Spritze und den Bau eines Spritzenhauses. Weitere Beschlüsse von 1903 und 1905 setzen aber beide als vorhanden voraus, wie wir noch sehen. Auch das Protokollbuch der Feuerwehr sagt über eine neue Spritze und ein Spritzenhaus nichts.
Bereits am 5.11. und am 9.12. ist die Feuerwehr aufgrund von Brandstiftungen auf den Anwesen Hänies und Hahne, „die rohe That“ der Brandstiftung wird heftig verurteilt. Zur Vorbeugung wird eine Wachmannschaft bestellt.
Im Jahre 1903 übernimmt die Gemeinde eine Rechnung in Höhe von 41 Mark „für Getränke die bei den Hanischen Brand vom 5. Nov. v. J. -- an die Feuerwehren verabreicht“. Bei dieser Gelegenheit wird noch bezüglich der Feuerspritze beschlossen, „das die Spritze von der Gemeinde der Reihe nach bespannt werden soll“. Zum gleichen Thema wird 1905 festgehalten, dass „die freiwillige Feuerwehr ist dahin berichtet worden eine Tafel im Spritzenhause anzubringen, enthaltend die Namen derjenigen, die beim nächsten brande die Spritze resp. Mannschaftswagen zu bespannen“ haben.
Es gibt nun allerdings wohl Probleme innerhalb der Feuerwehr. Zunächst streitet Hofbesitzer Andreas Isensee unter Einschaltung des Königlichen Landrats mit dem Feuerwehrkommando über die Rechtmäßigkeit einer Bestrafung wegen Fehlens bei zwei Übungen. Ob die verhängten 2 Mark bezahlt werden, ist nicht klar. Darüberhinaus löst sich die Feuerwehr zunächst einmal am 20.2.1903 auf und tritt am 28.2.1904 zu einer neuen Gründungsversammlung zusammen. Sie wählt auch eine neue Führung. Für Fehlen bei Übungen und Alarmen, sowie für „unerlaubtes Fortgehen von der Spritze beim Schadenfeuer“ werden Strafen von 50 Pfennigen bis 1 Mark festgesetzt.
In den nächsten Jahren hat die Wehr Einsätze in Wirringen (1905 – Anwesen Müller, 1906 – Rautenberg, 1907 – Schiefer) sondern auch in Bolzum und Müllingen.
1908 wird der vorgeschlagene Bau eines Schlauchturmes und die „Anschaffung von Steigergeräten“ – also Leitern und Seilen – wegen der damals gerade anfallenden Schulbaukosten von der Gemeindeversammlung zunächst zurückgestellt. Ob und wann diese Maßnahmen durchgeführt werden, lässt sich nicht feststellen.
Nachdem die Wehr 1908 und 1910 durch den zuständigen Branddirektor inspiziert worden ist, ordnet dieser an, dass hier entweder weitere Feuerwehrleute freiwillig beizutreten oder eine Pflichtfeuerwehr zu errichten sei. Es treten daraufhin 9 neue Mitglieder bei.
Interessant ist, dass die Wehr alle drei Jahre beschließt, ob sie als freiwillige Feuerwehr weiter bestehen will.
1911 wird zunächst beschlossen, das Spritzenhaus umzubauen, „wozu Ernst Hartmann 20 Mk zubezahlt“. Drei Tage später wird beschlossen, „das Spritzenhaus evtl. neu zu bauen“.
1918 erhält der Feuerwehrhauptmann das Kommando über eine Bürgerwehr, wozu „alle waffenfähigen Männer vom 17. – 60. Lebensjahre“ verpflichtet werden. Bürgerwehren waren damals in manchen Gemeinden wegen der unsicheren politischen Situation gebildet.
1924 übernimmt die Gemeinde den „Beitrag zur Haftpflichtversicherung für die Feuerwehr“. Außerdem sollen 60 bis 80 Meter neue Schläuche gekauft werden.
1925 muss auf Anordnung des Landkreises der Schlauchturm mit einem neuen Anstrich versehen werden.
1926 erfolgt der Betritt zu Feuerwehrunfallversicherung.
1927 werden zwei feuerwehrgeschworene gewählt, was damals eigentlich nicht mehr vorgeschrieben und üblich ist. Welche Aufgabe sie haben sollen, ist nicht näher bestimmt. Es entsteht nach einem Löscheinsatz in Wirringen, über den weiter nicht bekannt ist, ein Streit mit der Freiwilligen Feuerwehr Klein Algermissen. Diese fordert für ihren Einsatz eine Entschädigung. Nachdem der Streit sich bis 1929 hinzieht, soll der Landrat eine Entscheidung treffen. Ob und wie er entschieden hat, ist nicht bekannt.
1933 beschließt der Gemeinderat, fehlende Ausrüstung, „z.B. Nackenleder und Schlauchbinden“, sowie zwei Rauchschutzmasken zu beschaffen. Außerdem soll ein Feuerwehrmann zum Sanitäter ausgebildet werden. Die Gemeindekasse übernimmt auch die Beiträge an den Provinzial-Feuerwehrverband. Die Feuerwehr berichtet weiter über die erfolgte Anschaffung von Steigerleinen, Steigergürteln und zugehörige Haken. Die Feuerwehr zählt 32 Mitglieder.
1934 werden „nach Übernahme der neuen Regierung neue Gruß- und Exerzierformen eingeführt“. Die Versammlungen schließen nun mit der dreifach „Sieg Heil“. Ferner werden „Fußdienst“ und Exerzierübungen abgehalten. Die Feuerwehrführung wird nicht mehr gewählt, sondern bestellt bzw. ernannt. Das Protokollbuch der Feuerwehr Wirringen wird nun sehr intensiv geführt.
1935 gründet Wirringen mit Wehmingen und Bolzum einen Feuerlöschzweckverband. Der Verband erhält eine Tragkraftspritze T 8, die in Bolzum stationiert ist. Die eigene Handdruckspritze wird deshalb weiter verwendet. Die Kosten des Verbandes werden nach dem Größenverhältnis der Gemeinden aufgeteilt. Interessant ist ein Gemeindebeschluss aus dem gleichen Jahr: „Der Feuerwehrführer erhält für eine Dienstreise in Feuerwehrangelegenheiten 3 Mark in Worten drei Mark“.
In diesem Jahr erwähnt das Protokollbuch einen Luftschutzvortrag, für die Feuerwehr etwas völlig Neues. Es wird ferner erwähnt, dass auf Anordnung des Landesratsamtes zwei Feuerwehrleute unter „Feststellung der Interessenlosigkeit am Aufbau des 3. Reiches“ aus der Wehr ausgeschlossen werden, da sie bei sieben Übungen nur einmal erschienen.
In den folgenden Jahren macht man sich weiter Sorgen um die Löschwasserversorgung. Müllingen will seit Jahren die „Beersche Quelle“ kaufen und bietet dafür an, bei Bränden das erforderliche Löschwasser zur Verfügung zu stellen. Der Verkauf wird aber abgelehnt.
1937 werden Stahlhelme und Gasmasken angeschafft
1939 wird die gesamte Feuerwehrführung zum Kriegsdienst einberufen. Zunächst übernimmt Josef Dierker noch einmal die Führung der Wehr. Die Protokolleintragungen 1940 und 1945 (insgesamt nur drei) sind jedoch wieder von Otto Kelch unterschrieben. Es werden im Übrigen nun junge Frauen zum Feuerwehrdienst herangezogen.
1946 beschließt die Wehr weiterhin als Freiwillige Feuerwehr Wirringen tätig zu sein. Otto Kelch legt sein Amt nieder und wird von R. Rodewald abgelöst, der dann Bürgermeister wird. Darauf wird Heinrich Hänies gewählt. Der „Kreisführer“ Wilke, später nennt er sich korrekt Kreisbrandmeister, bestimmt jedoch, dass Kelch Brandmeister – also auch 1949 wiedergewählt und bleibt bis 1965 im Amt.
1949 erhält die Wirringen Wehr aus Heeresbeständen ein LF 25, das 15 Jahre lang seinen Dienst tut.
1947 und 1949 wird mehrfach angestrebt, das Spritzenhaus zu erweitern, da es wohl für die vorhandene Spritze zu klein ist. Im Laufe dieser Jahre hat die Wehr in Eigenarbeit einige Verbesserungen vorgenommen, jedoch ist das Feuerwehrgerätehaus in seinem heutigen Bestand seit längerer zeit nicht mehr ausreichend.
1952 wird das 50jährige Jubiläum mit einem großen Zeltfest mit 13 befreundeten Wehren und vielen Gästen gefeiert. Auch in den folgenden Jahren wird die Feuerwehr wieder mehr zum Träger gesellschaftlichen Lebens.
1962 wird das 60 jährige Bestehen mit einem Tanzabend gefeiert.
1964 wird beschlossen, eine Sirene anzuschaffen, da die bisher geübte Alarmierung durch Hornisten nicht mehr ausreichend erscheint. Im gleichen Jahr erhält die Wehr ein „Tragkraftspritzenfahrzeug mit Truppbesatzung“ (TSF-T) als Ersatz für das ausgemusterte LF 25.
1979 wird eine grundlegende Renovierung des Gerätehauses in Eigenhilfe durchgeführt.
1984 wird die ehemalige Leichenhalle am Feuerwehrgerätehaus – ebenfalls in Eigenarbeit zu einem Unterrichts- und Aufenthaltsraum umgebaut. Gleichwohl ist die Unterbringung der Wehr nicht befriedigend. Ein Neubau kommt jedoch nicht zustande.
1989 schlägt die Gemeindeverwaltung vor, die Ortswehren Müllingen und Wirringen nicht aufgrund der engen Verflechtung der Ortslage zusammenzuschließen. Dies setzt sich politisch nicht durch. Gleichwohl ist die Diskussion neuerdings wieder aufgelebt, da beide Feuerwehrgerätehäuser bauliche und feuerwehrtechnische Mängel aufweisen.
1990 erhält die Wehr ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug, da das 1964 beschaffte Fahrzeug, den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist.
Im laufe der Jahre hat die Feuerwehr Wirringen viele Einsätze gemeistert und ist auch in Wettkämpfen erfolgreich gewesen. Der wohl spektakulärste Einsatz der Wehr waren wohl die Aktionen zur Räumung der Ortsteile Wirringen, Müllingen und Hohenfels wegen einer Bombensprengung bzw. einer Bombenentschärfung in den 1980er Jahren und im Jahre 2002.
Quelle:
Auszug Freiwillige Feuerwehr Wirringen, aus dem Buch "Dem Feuer Wehren, Über die Entwicklung des Löschwesens und der Feuerwehr, insbesondere in den fünfzehn Stadtteilen der Stadt Sehnde", erschienen 2000, von Manfred Kotter